Zufall ist die Form, in der sich die Notwendigkeit durchsetzt

  Heute Morgen als ich wie jeden Tag vom Schwimmen im Freibad kam, wollte ich an einem Nachbarhaus anhalten, weil ich die Familie lange nicht gesehen hatte. Mir ist aufgefallen, dass jeden Tag ein heller VW Bus vor dem Haus parkt, das dem älteren Ehepaar gehört.

Als ich gegen 8 Uhr anhielt, sah ich gerade diesen Bus fortfahren. Ich klingelte am Gartentor, aber es regte sich nichts. Ich bemerkte auf der anderen Straßenseite einen älteren Herrn aus einem kleinen roten PKW aussteigen, der PKW fuhr fort und der Herr stand verlassen auf dem Bürgersteig. Ich ging hinüber und sagte fragend: Herr Schmidt? Ja, antwortete er. Wo wollen Sie denn hin? In mein Haus! Da nahm ich ihn bei der Hand und führte ihn hinüber, er fand sofort den Türöffner hinter dem Tor und als wir im Garten standen, sagte er: Ja, das ist mein Garten und hier ist ja auch meine schwarze Katze. Und wo ist Ihre Frau? Ja, das weiß ich nicht. Wo wohnen Sie denn? Ich wohne in dem Pflegeheim und wieso macht hier niemand auf? Kurz entschlossen packte ich ihn in mein Auto, auf der Terrasse seines Hauses wollte ich ihn nun nicht alleine lassen, da er ja stürzen und sich verletzen könnte etc.  Im Heim angekommen, was nur 5 Minuten entfernt ist, liefen mir bereits suchende Pflegerinnen sowie die Heimleiterin entgegen. Sie bedankten sich herzlich, dass ich ihren Ausreißer oder Verirrten heil wiederbrachte. Dann kam auch der VW Bus um die Ecke mit der polnischen Pflegerin, die ihn wie man mir mitteilte, jeden Morgen nach dem Frühstück zu seiner Frau in dem besagten Wohnhaus fährt.  Die Ehefrau liegt mit Parkinson und gebrochenen Rippen im Bett und ist mit ihren 85 Jahren bereits so stark geschrumpft, dass sie nicht mehr über den Fenstersims schauen kann. Sie war ganz verzweifelt, weil sie auf das mehrfache Klingeln die Tür aus besagten Gründen nicht öffnen konnte. Vom Pflegeheim wurde sie dann angerufen und ihr mitgeteilt, dass eine blonde, ältere Dame, mit Namen Leo, ihren Mann aufgesammelt hätte. Worauf sie geantwortet haben soll, Frau Leo ist doch eine junge Dame – was mich schmunzeln ließ – . Am späteren Vormittag bin ich dann nochmals in das Wohnhaus gefahren, wo mir die Pflegerin öffnete und ich mit der geistig sehr wachen Dame des Hauses sprechen konnte. Ihr Mann saß friedlich daneben.

Was lernen wir daraus? Unsere Zeit ist endlich und daher sollten wir bei allen unseren Wünschen und Plänen das Eine beherzigen: Wenn nicht jetzt, wann dann?

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