Einen Tag auf der Alp“Tuffisteini“ im Saanenland

Besuch Gstaad 2014 116
Werkzeug der Sennerinnen

Das besonders Reizvolle am Leben in Gstaad sind die Gegensätze, die ich hier erlebe. Zum einen gibt es die Promenade mit – you name them all – teuren Boutiquen, guten Restaurants und die noch luxuriöseren Hotels, zum anderen gibt es auch die Bauern, die ihre Kühe auf der Alp haben und dort Käse produzieren.

Diesen Sommer hatte ich Gäste aus einer Großstadt und als Überraschung hatte ich mir eine gemeinsame Wanderung auf die Alp „Tuffsteini“ ausgedacht.

Zünftig gekleidet, mit gutem Schuhwerk erklommen wir frühmorgens schnaufend die Alp auf ca. 1.800 m Höhe über Lauenen. Marlise Annen, die Eigentümerin der Alp, hatte in diesem Sommer zwei Frauen aus Zürich engagiert, die sich drei Monate lang um das Melken der Kühe und Käse herzustellen verpflichtet hatten. Veronika und Barbara sind zwei Sennerinnen, die hauptberuflich als Altenpflegerinnen arbeiten.

Besuch Gstaad 2014 113
Frische Alp-Butter

 

Als wir endlich die sehr rustikale Alphütte erreichten, erwartete umns ein bunt gedeckter Frühstückstisch

Liebevoll gedeckter Frühstückstisch

Selbstgemachte Butter und Joghurt, so wie ich ihn noch aus meinerKindheit kenne, Käse den ich mir langsam auf

                                                       Liebevoll gedeckter Frühstückstisch

der Zunge zergehen ließ, um die Kräuter und Gräser herauszuschmecken – welch ein herrliches Frühstück! Der kleine, dunkle Raum war mit allem möglichen Geschirr vollgepackt. In einer Ecke war eine offene Feuerstelle mit einem riesigen Kupferkessel. In diesem wurde die frisch gemelkte Milch der Kühe langsam erhitzt. Es war Barbaras Aufgabe morgens um 5h30 die sieben Kühe zu melken. Insgesamt waren 7 Kühe, 5 Rinder und 5 Kälber in dem Stall, der gleich an den Arbeitsraum anschloss. Die Kühe erschienen mir wirklich glücklich und sie alle hören auf ihre Namen: z.B. Veronika, Salome, Sennerin, Verveine, Dahlie sowie Barbara – vor kurzem auf der Weide geboren (s. Foto).Besuch Gstaad 2014 198

Viel Kraft braucht es um jeden Tag ca. 82 Liter Milch zu Alpkäse zu verarbeiten, trotz der kleinen elektrischen Rührhilfe (mit Hilfe des Generators). Außerdem muss präzise und sehr sauber gearbeitet werden: ständiges Überprüfen der Temperatur, wann den Punkt erkennen, wo die Kultur und Lab (Bakterien) eingerührt werden müssen. Wenn die Lab dicklich wird dieses „Korn“ mit der „Harfe“ geschnitten und mit einem Leinenkäsetuch aus dem Kessel gezogen und in eine große Käselaib-Form gehievt. Dabei wird die „Scholle“ (Wasser) herausgepresst und mit den Händen die Oberfläche geglättet. Der 7-12 kg schwere Laib kommt in den „Järb“, d.h. Presse bis zum nächsten Morgen, damit die Rinde glatt ist. Dieser Käse muss weiterhin „gepflegt“ werden: häufiges Wenden des Laibs, mit Salzwasserlauge abbürsten, bis er dann nach ca. sechs Monaten so weit ist,

das der Käse in den Verkauf kommt.

Tief beeindruckt schaute ich mich in der Hütte um und sah im Nebenraum ein einfaches Bett, worauf ich fragte: „Was macht ihr abends hier in der Dunkelheit und Kälte? Kein Fernseher, kein Radio, kein Ton, nur eine wunderbare Stille. Beide lachten mich an und sagten: „Um halb acht fallen wir ins Bett vor Müdigkeit, denn der nächste Tag beginnt wieder sehr früh.“

Dort oben mit herrlichem Blick auf Wildhorn und Lauenenhorn kann man eine traumhafte Abendstimmung genießen, man findet zur Ruhe und das „andere“ Leben ist weit entfernt.

Nicht umsonst hat Marlise Annen folgendes Gedicht auf ihrer Webseite:

Achte gut auf diesen Tag, denn er ist Dein Leben – das Leben allen Lebens. In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins, die Wonne des Wachsens, die Größe der Tat, die Herrlichkeit der Kraft. Denn das Gestern ist nichts als ein Traum und das Morgen nur eine Vision. Das Heute jedoch, recht gelebt, macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück und jeden Morgen zu einer Vision voller Hoffnung. Darum, achte gut auf diesen Tag!

 

 

 

4 Gedanken zu „Einen Tag auf der Alp“Tuffisteini“ im Saanenland

  1. Vielen Dank Marlis. Ein wunderschönes Erlebnis auf der Alp. Dein Glückwunsch zu meinem Geburtstag war so spontan, dass Du Dich nicht mehr daran erinnern kannst. Irgend ein Satz hing mit Deinem Ex zusammen, denn Du hattest schon Aehnliches erlebt. Es wäre schön, wenn Dir der Wunsch nochmals einfällt. Von mir ist es eine Schande, dass ich ihn nicht mehr weiss. Alles ging so schnell !
    Ich wünsche Dir und Martin einen warmen, herrlichen Aufenthalt auf Menorca.
    Ganz liebe Grüsse, ich umarme Euch
    Aenny

  2. Schön, zu sehen, wie du das noch alles so toll machst und wie bunt dein Leben ist….Chapeau!

    Toller Blog, gefällt mir sehr gut. Schau nur mal die Bilder durch, manche sind kaputt!

    bis ganz bald mal, hoffentlich..
    Gudrun & CO

  3. Liebe Marlis – was Du so alles erlebst – habe endlich mal Deinen Blog
    gelesen – vielleicht guck ich ja öfter mal rein.

    Liebe Grüsse Jo.

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