Gartenbad Bettingen in der Schweiz

Unweit von Basel und dem Museum Beyeler in Riehen liegt das Dorf Bettingen mit ca. 1200 Einwohnern. Die Trägerschaft sind die Gemeinde und die Anwohner. Sie bekommen keinerlei finanzielle Unterstützung zu der Unterhaltung vonseiten des Kantons. Damit ist sicher auch zu erklären, dass es strenge Baderegeln gibt, die peinlich genau und strikt beachtet werden müssen.

Zum Beispiel der § 10 der Allgemeinen Badeordnung:

„Das Baden in Unterhosen und halblangen Strassenhosen ist aus hygienischen Gründen nicht gestattet.“

Als wir an einem heissen Sonnentag dort zum Schwimmen gingen, wurde uns sogleich eine Tafel vor die Nase gehalten mit der Aufforderung, dass das männliche Geschlecht nur enganliegende Badehosen tragen darf. Wie schauten uns dumm an, denn unsere wunderschöne „Villebrequin“-Badehose ist ein Badeshort und nicht enganliegend. Wir waren ganz glücklich mit dieser raffinierten und nicht ganz billigen, aber mit vielen Raffinessen ausgestatteten Badehose, wie z.B. kleine gestanzte Löcher an den Taschen (damit man nicht wie ein Michelin-Männchen aus dem Wasser steigt und sich alles Wasser in der Hose sammelt, sondern leicht abfliessen kann, eine kleine verschliessbare wasserdichte Hosentasche zum Mitführen wichtiger Papiere und Kleingeldes, die Enden des Zugbandes waren wahlweise aus Sterling-Silber zu haben (Johnny Hallyday hat sich so ein teures Modell angeblich gekauft). Aber die Kassiererin wedelte fleissig mit der Tafel vor unserer Nase: „Entweder kaufen Sie sich bei uns eine enganliegende Badehose oder leihen sich eine. Grösse M, die haben wir noch da.“ Wir schauten uns wieder verdutzt an, aber die Dame hinter dem Schalter war uns gnädig und lieh uns eine enganliegende dunkelblaue Badehose „gratis“. Daraufhin fragten wir sie freundlich und detailliert nach den Gründen für diese Ordnung. Freundlich wurden wir aufgeklärt:

  1. Die jungen Männer tragen sehr gern in ihren Shorts benutzte Taschentücher und Zigarettenkippen und darunter noch angeberisch eine Designer-Unterhose wie z.B. mit dem Schriftzug „Calvin Klein“.
  2. Die langen Badeshorts saugen ca. 1 Liter Wasser auf, die jedes Mal beim Heraustreten aus dem Wasser verlorengehen.
  3. Das mit 600.000 Liter gefüllte Becken hat seit der strikten Einhaltung des § 10 dazu geführt, dass sich die Wasserqualität bei weniger Chlorverbrauch erheblich verbessert hat. Täglich wird die Wasserqualität mehrmals geprüft.

Dies erzählte ich – wieder in Offenbach bei meinem morgendlichen Schwimmen – dem Bademeister der Rosenhöhe. Dieser meinte nur, jeder hat so seine Vorschriften. Z.B. darf auf der Rosenhöhe in Offenbach „eigentlich“ nur nach vorigem Duschen in das Wasserbecken gesprungen werden. Achselzuckend sagte er aber, daran hielte sich nur niemand.

Meine Bemerkung, das sei wie das Erziehen von Kindern, wenn man nicht streng dahinter steht oder den Kindern die Wichtigkeit dieses Verbotes erklärt, dann werden diese Vorschriften missachtet. Wenn die Stadt Offenbach  bzw. die Stadtwerke dieses Bad nicht subventionieren würde, wer weiss, ob die verantwortlichen Bademeister dann besser auf die Einhaltung der Regeln achten würden?

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