Rellerli Schwingfest

Fahnenschwinger
Fahnenschwinger
Schwinger
Schwinger

Alphornbläser gesamt2014 009

  Hosenlupf .…was schwinget die da?

Meine Vorstellung vom Schwingfest entsprach nicht ganz der Realität. Ich stellte mir vor, dass Sennerbuben die Sichel schwingen oder andere Dinge durch die Gegend schwingen. Tatsächlich wurde im 13. Jahrhundert auf Alpfesten noch um ein Hosentuch, ein Schaf oder um andere Naturalien geschwungen. Heutzutage ist es mehr ein Raufen und Ringen oder Kräfte messen.

Hoch oben auf dem Rellerli sah ich dann eine Gruppe von Zuschauern, die im Kreis um die Arena auf Strohballen hockten. In der Mitte waren zwei große Kreise mit Sägemehl aufgehäuft, gekennzeichnet mit Platz 1 und Platz 2. 56 Schwinger hatten sich angemeldet. Jeder Schwinger hat eine Teilnehmernummer die dann auf den Tafeln angezeigt wurden. Ich sah wie relativ junge, kräftige Männer sich urkomische „Shorts“ über ihre Jeans anzogen, die aus grobem Leinen (Zilch) gearbeitet sind. Sie werden von einem Ledergürtel gehalten und haben vorne und hinten lange Öffnungen für die typische Art „Griff zu fassen“. Also dürfen die Schwinger sich nur am Ledergürtel oder an der Hose zerren.

Beim Start kam es mir fast so vor als ob sich zwei Kühe Kopf an Kopf mit lang ausgestreckten Armen verkeilten. Dann griff jeder den anderen blitzschnell und gezielt an den Hosen und versucht per „Hosenlupf“ den Gegner auf den Rücken zu zwingen. Gesiegt hat der, der den Unterlegenen mit einer Hand an der Schwingerhose festhält und dieser den Boden mit beiden Schulterblättern oder einem größten Teil des Rückens berührt. Jeder Kampf wird von einem Kampfrichter – so gut es geht -beobachtet. Es waren sechs Gänge am Sonntag angesagt.

 

Ich sprach mit No. 29 dem Teilnehmer (Urs Schütz, 23 Jahre) aus Reichenbach, der bereits in drei Gängen gesiegt hatte. Er trug schwarze Ohrenschützer, die eher wie das Kopftuch der Witwe Bolte aussahen, aber sie schützen die Ohren. Ganz gefährlich sah ein Schwinger aus, der knallrote Ohrenschützer trug.

Urs erzählte mir, er übe mit einem Freund auf der Alm. Es mache ihm sehr viel Spaß und so tierisch ernst sieht er das alles nicht. Wichtig ist auch für ihn, dass er und seine Freunde die Tradition erhalten und mit dem Schwingen das schweizerische Nationalbewusstsein auch zukünftig stärken. Was dem einen sein Fußball, ist dem anderen sein Schwingen. Sieger des Tages war No. 11 Hanspeter Luginbuehl aus Aeschi. Ich finde es ganz herrlich, dass sich diese jungen Männern so sehr für ihren Sport begeistern können.

Marlis Leo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*