Paris…mon amour

Von Natur aus bin ich ziemlich neugierig und daher mein Antrieb viele Reisen zu unternehmen, fremde Kulturen kennen zu lernen und dabei meine vielen Sprachkenntnisse oft anwenden zu können. Es gibt auch noch ein paar weiße Flecken auf dem Globus, aber will ich heute da noch hin? Eine gewisse Wandlung hat sich in mir vollzogen, ganz sicher ist meine Neugierde nicht weniger geworden, aber die weltlichen Umstände haben sich gewandelt und geben mir zu denken.
Oft habe ich nach einem USA-Aufenthalt gesagt: „You can have it all in the US, but in Europe it is more real, it is more authentic.” Europe is like a “jewellery box” oder eben: ein Schmuckkästchen. Es war doch Goethe der schon sagte: “Das Gute liegt doch so nah!”
Eines dieser ganz besonders großen Schmuckkästchen049 ist und bleibt PARIS. So bin ich gerade wieder zurückgekommen und so vieles ist mir positiv aufgefallen: Die Franzosen sind viel fröhlicher als wir Deutschen, sie lachen und sie sind freundlich. Du gehst in ein Geschäft und wehe Du sagst nicht als Erstes „bonjour!“….keine Reaktion bis der Verkäufer ganz ruhig sagt: „bonjour“ und ich – mir meiner Unhöflichkeit bewusst – „bon jour“ hinterher flöte und erst dann nimmt er sich freundlich meines Anliegens an. Auch auf der Straße werden Auskünfte nach dem Weg oder so in der Regel sehr freundlich beantwortet.
Geht einmal am frühen Abend an das linke Seine-Ufer gegenüber von der Ile St.Louis – dort wird gelacht, musiziert, gesungen und Tango getanzt! Junge und auch ältere Leute sitzen an der Kaimauer, haben Getränke und Schleckereien vor sich ausgebreitet und unterhalten sich fröhlich an dem wunderschönen Sommerabend. Sogar ein Damen-Blechorchester mit einer imposanten riesigen Tuba spielt gutgelaunt was das Zeug hält und alle rings umher Stehenden singen und klatschen mit!
Weil es eine solche Fülle an Dingen zu besichtigen gibt, versuche ich dies prägnant und kurz darzustellen, denn dieses Mal habe ich all das in Paris besucht, was ich noch nicht kannte und es ist leicht für Euch auch dorthin zu finden.
Paris..mon amour……die Museen
Sicher war jeder von Euch schon im Louvre, Quai d`Orsay, Centre Pompidou usw. Wer kennt aber das Musée „Carnavalet“, Paris 3ème, im Marais, wo einer Ausstellung die Geschichte von Paris erzählt wird. „Napoleon und Paris“ heißt die Ausstellung, die noch bis zum 30. August 2015 geöffnet ist.
In dieser Chronik über Napoleon wird jedem Besucher klar: Paris ist die Stadt von Napoleons Träumen. Seine Architektur und Stadtplanungen waren von Prestige und Pragmatismus geprägt. Alle großartigen Bauten wie der Louvre, La Madeleine, Place de l‘Étoile, die Tuillerien, die Französische Nationalversammlung, der Invalidendom, wo seine Gebeine noch liegen sollen, Börse, Statuen, Kanäle für ein besseres Wassersystem für die Bürger von Paris, waren seine Ideen. Allerdings konnte der Brunnen mit der riesigen wassersprühenden Fontäne um 1809 auf dem „Place de la Bastille“ nicht verwirklicht werden.  In Gemälden und Schriften sind seine Aufenthalte im Exil auf Elba festgehalten.

Musée „Fondation Yves Saint Laurent“, Paris 16ème
Beherbergt Tausende von Haute Couture Modellen, Accessoires und Zeichnungen. Die Ausstellung

YSL 1971 – die Skandal-Kollektion – Frühjahr/Sommer 1971
umfasst rund 30 Exponate und endet am 30.8.2015. Ein Film vom Defilee 1971 wird gezeigt. Models mit knallroten Lippen, Zigarette in der Hand gaben Anlass zu massenhafter Kritik. Die Journalisten kritisierten seine Linie der viereckigen Schultern, knielange Röcke und Plattformhacken, weil es die Erinnerung an die 40er Jahre voller Leid und Zwang weckte.
YSL – der Designer der 60er Jahre entwarf den Trenchcoat, Safarijacken und Anzüge für Damen, jedoch hob er mit diesen männlichen Schnitten die Weiblichkeit der Frau hervor. Im Jahre 2002 verabschiedete sich YSL mit einer Modenschau mit 300 Models im Centre Pompidou, so dass seine Mode in die Annalen des 20. Jh. gehören.

Palais Galliera, Paris 16èmeLANVIN_GALLIERA_6355
Die bezaubernde Ausstellung „Jeanne Lanvin“ offenbart das Leben und Werken der ersten ModedesignerinLANVIN_GALLIERA_6518LANVIN_GALLIERA_6366 in Frankreich.
Im Jahre 1867 geboren in einer Familie mit 11 Kindern, gern wurde Sie als Beiname „die Lokomotive“ genannt, denn bereits mit 13 Jahren machte sie eine Lehre bei einer Modistin. Im Alter von fünf Jahren zeichnete sie bereits Modelle, sie ist fürwahr die Grande Dame der Mode. Mit nur 22 Jahren eröffnete sie ihr erstes Modehaus in der rue Faubourg-Saint-Honoré. Mit 29 Jahren heiratete sie zum ersten Mal, aber es folgten noch drei weitere Ehen. Sie war eine energische, mutige, zielstrebige Frau und schaffte es zu viel Ansehen.
Ihre Mode verkörperteLANVIN_GALLIERA_6361 elegante, stilvolle Roben, die in der Ausstellung zu bewundern sind. Sie begann eigentlich mit Hüten und Taschen, die auch in der Ausstellung exponiert sind.
Der Name „Lanvin“ erinnert viele Damen an ihre Jugendzeit in stilvollen Kleidern, in welchen sie ihren ersten Foxtrott und Charleston getanzt haben. Sogar Christian Dior sagte mit Nostalgie: „Auf den Bällen waren ihre Kundinnen immer die am besten angezogenen.“ Noch heute gibt es Ihr phantastisches Parfum, eine Boutique im 8ème sogar ein shop-in-the-shop im „Le Bon Marché “. www.palaisgalliera.comColombine, 1924-25 -® Katerina Jebb (72)La Cavallini, 1925 -® Katerina Jebb (72)LANVIN_GALLIERA_6427
Unter den Dächern von Paris – Ursprungsorte des gepflegten Flanierens: Arkaden, Passagen und Galerien:
Im 18. Jh., hatte man es leid, sich auf glitschigem Kopfsteinpflaster zu bewegen und die bodenlangen Roben der Damen zu beschmutzen. Die Aristokratie und Bourgeoisie wollten konsumieren und zwar trocken, warm und gemütlich. Etwa 150 „Passages cuverts“ wurden schließlich gebaut und die Damen wandelten auf edlen Mosaikfußböden vorbei an prunkvollen Vitrinen. Später mussten dann viele der Passagen den großen Boulevards und breiten Trottoirs weichen. Übrig blieben nur ca. zwei Dutzend, die sich aber gegen die neuen Konsumtempel „Le Bon Marché“,“ Galeries Lafayette“ und „Printemps“ nicht behaupten konnten. Immerhin sind bis heute 17 übrig geblieben und von Restauratoren vor einigen Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt worden. Einige habe ich besucht :
Galerie Vero Dodat
Ziemlich gleich hinter Louvre des Antiquaires – am Anfang besticht die Boutique von Christian Louboutin mit seinen halsbrecherischen Stilettos und roten Sohlen. Der Laden war gutbesucht von jungen Leuten. Unweit davon gegenüber ein echter „Cordonnier“ (Schuhmacher), der als einziger in Paris die Lizenz hat die alten Louboutin mit roten Sohlen nachzurüsten. Der Laden roch so herrlich nach Leder und war auch noch hübsch (s. Foto). Ein altes Stück Paris trifft man hier an.
Danach am Eingang zum „Jardin du Palais Royal“ zieht sich links des schönen Gartens die „Galerie Montpensier“ entlang und rechts die „Galerie de Valois“. Boutiquen von Stella McCartney mit ihrer neusten Kollektion, Kaschmirpullover von dem japanischen Label „Journal Standard de Luxe“, feinste Lederhandschuhe vom Maison Fabre, sowie die lustige Mini-Modeschmuck-Boutique von „Miss Bibi“, www.missbibi.com .
Im legendären Laden von Didier Ludot kann man herrliche Vintage Modellkleider von Dior, Chanel, Nina Ricci, YSL, Balenciaga erwerben – allerdings auch teuer, aber einmalig. Aber für eine besondere Gelegenheit sollte man es sich doch mal leisten! Ein kleines Café unter den Platanen zum Ausruhen und bestaunen seiner vielen Einkaufstüten kommt dann gerade recht.
Am Ende des Parks befindet sich das legendäre und teure Restaurant „Le Grand Véfour“ – trotz der extrem hohen Preise sehr gut besucht.
Es ist stilvoll eingerichtet, viele Ober in weißen langen Schürzen schwirren herum – ich hoffe, ihr habt eine exklusive Kreditkarte um das Essen dort zu bezahlen…

Wenige Schritte weiter ist die Galerie Colbert ist zwar gut restauriert, es befinden sich keine Geschäfte mehr dort, aber es wird als Location für Veranstaltungen gern gebucht. Allein die Rotonde mit seiner bronzenen Venus in der Mitte ist schon einen Besuch wert.
Galerie Vivienne zieht schon mehr Besucher an. Bis vor kurzem hatte Jean Paul Gaultier hier seine Showrooms. Am anderen Ende findet man die Weinhandlung Legrand, dort werden auch Weinseminare abgehalten. www.caves-legrand.com. Am Ende befindet sich auch eine der ältesten Buchhandlungen der Stadt Paris. Die Gallerien werden alle gern für Modephotos gebraucht. (s. Foto).
Erinnert ihr euch an den Film „Was das Herz begehrt“?
In der Brasserie “Colbert“ saßen Diane Keaton und Keanu Reeves als Jack Nicholson dort hineinspazierte ….

Und dann die Märkte:
Zum einen gibt es die vielen Flohmärkte, wo man aufgrund von immer mehr Haushaltsauflösungen sehr schönen Schmuck – echt? – ja oder nein? Man weiß es nicht so genau – für wenig Geld erstehen kann. Ich trage nun einen großen goldgefassten Rubin am Hals für € 4,– . Echt? Der Händler konnte es mir nicht sagen.

Dann die Fressmärkte, die den Appetit echt anregen, weil alles so schön angerichtet ist: Fische, Hummer, Krebse, dann Obst, Gemüse, Käse, Brote, Entenleber und Pasteten – auch hier „alles was das Herz begehrt!“
Besonders empfehlen möchte ich den Markt am Mittwoch und Samstag auf dem Boulevard Président Wilson nahe der Pont d‘Alma.
Aber auch in der „Grande Épicerie“ in der rue du Bac, im St. Germain, gibt es in Hülle und Fülle Leckereien. Und Fleisch erhält man dort, welches über fünf Wochen abgehangen ist, man sagt in Deutschland bzw. den USA gern „ugly aged“ dazu, dieses Wort ist den Franzosen allerdings unbekannt.
Wenn man dann aber nicht selbst kochen möchte, gibt es natürlich eine Menge an Brasseries und Restaurants in jedem Quartier, so auch besonders viele im Marais nahe des Place des Vosges. Allerdings habe ich dieses Mal die Erfahrung gemacht, dass die Qualität des Essens und auch der Service nicht immer tadellos sind. In den Quartierbistrots ist die Bedienung durch junge, ungeschulte Mädels oder Männer lässig und ziemlich unengagiert und dafür was man dann auf dem Teller erhält, ist es oft zu teuer…
Daher meine Devise, wenn schon essen gehen, dann aber „gut“ und daher empfehle ich dieses Mal diese Restaurants:

Ganz oben für mich und auch noch erschwinglich ist die seit 1967 bestehende typische Pariser Brasserie „Chez Georges“ in der 1, rue du Mail, im Börsenviertel.
„Roger la Grenouille“, 26-28, rue des Grands Augustins, 6ème ist sehr gemütlich, auch wenn man keine Froschschenkel mag.
„L’Oulette“, 38, rue des Tournelles, 4ème, Ein unscheinbares, kleines Restaurant mit unerwartet guter Küche, gutem Service und guter Stimmung.
Neu für mich auf dem Montmartre: „LeCoqRico“ alles was man möchte vom Huhn. Ein modernes, helles und sehr freundliches kleines Restaurant mit offener Küche in der 98, rue Lépic…Voiturier vor der Tür – obwohl dort nie jemand mit seiner Limousine kommt und es parken lässt – jedenfalls nicht, solange wie ich dort gegessen habe. www.lecoqrico.com.
Dieses Restaurant gehört Antoine Westermann sowie einige andere mehr….Antoine hat 3 Sterne Michelin und ihm gehört vor allem das exklusive Restaurant „Drouant“ an der Opéra Garnier….
Auf der Ile de St. Louis besitzt er ein vegetarisches Restaurant „Mon Vieil Ami“ und ebenso empfehle ich dort „L’Orangerie“ –gutes Essen und außerordentlich freundliche Bedienung von Monique….
Paris ist für mich immer wieder so spannend und voller Überraschungen. Ich freue mich schon auf das nächste Mal.

Ihre Marlis Leo

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